Cabotegravir-Spritzen mit Langzeiteffekt übertreffen zur HIV-Präexpositionsprophylaxe die tägliche orale Einnahme von PrEP-Tabletten: Neue Daten dazu sind beim Kongress „AIDS 2020“ präsentiert worden.
Veröffentlicht: 08.07.2020, 13:59 Uhr

Wird es in Zukunft auch die Option der PrEP via Injektion geben? Daten zu Cabotegravir stimmen optimistisch.
Rockville. Zweimonatliche Injektionen von Cabotegravir eignen sich zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen eine HIV-Infektion. Das bestätigen aktuelle Analysen von Daten der Studie HPTN 083, die am Mittwoch bei der virtuell präsentierten Internationalen AIDS-Konferenz (AIDS 2020) vorgestellt worden sind.
In der im Frühjahr vorzeitig beendeten Studie HPTN 083 sind Nutzen und Risiken der Injektionen von Cabotegravir alle acht Wochen gegen Nutzen und Risiken täglich oral eingenommener Truvada®-Tabletten (Emtricitabin/Tenofovir; (FTC/TDF) getestet worden. Cabotegravir ist ein in klinischer Prüfung befindlicher Integrase-Hemmer; Emtricitabin/Tenofovir ist die derzeit auch in Deutschland zugelassene PrEP.
Daten von 4566 Studienteilnehmern ausgewertet
Die jetzt vorliegende Analyse berücksichtige die Daten von 4566 Studienteilnehmern, berichtet das US-amerikanische National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) vom Online-Kongress. Das NIAID unterstützt die Studie finanziell.
In der Placebo-kontrollierten Studie HPTN 083 (HIV Prevention Trials Network 083) nahmen Männer, die Sex mit Männern (MSM) hatten, sowie Transgender-Frauen, die Sex mit Männer hatten, als PrEP entweder oral FTC/TDF (200 mg/300 mg) ein oder sie bekamen alle zwei Monate eine intramuskuläre Injektion von Cabotegravir (3 ml; 600 mg). Wie das NIAID berichtet, ist aktuell bei 52 Studienteilnehmern eine HIV-Infektion nachgewiesen, 13 davon hätten Cabotegravir als PrEP bekommen, 39 die Emtricitabin/Tenofovir-Kombination. Dies entspreche Infektionsraten von 0,41 Prozent (Cabotegravir) und 1,22 Prozent (Emtricitabin/Tenofovir) – und damit einer um 66 Prozent niedrigeren Inzidenz neuer HIV-Infektionen bei Anwendung von Cabotegravir. Der Unterschied bei der Wirksamkeit zur PrEP sei statistisch signifikant, so das NIAID.

Wenig Studienabbrüche, gute Adhärenz
Beide PrEP-Regime werden als sicher und allgemein gut verträglich bewertet. Studienteilnehmer mit Cabotegravir-Injektionen hatten häufiger Fieber und Schmerzen an der Einstichstelle als Probanden der Vergleichsgruppe, die ja Injektionen mit Placebo bekommen hatten. Umgekehrt berichteten Probanden mit täglich oraler PrEP häufiger über Übelkeit als Studienteilnehmer, die statt Emtricitabin/Tenofovir eine Placebo-Tablette geschluckt hatten. Nur 46 Studienteilnehmer (2,2 Prozent) mit Cabotegravir-Injektionen hätten die Teilnahme an der Studie abgebrochen, so das NIAID. Und auch die Adhärenz zur oralen PrEP sei gut gewesen: In 87 Prozent der Blutproben, die von 372 Probanden der Gruppe mit oraler PrEP vorlagen, sei die orale PrEP-Arznei nachgewiesen worden.
Von den HPTN 083-Studienteilnehmern werden weiterhin regelmäßig Daten erhoben, um Aussagen zur langfristigen Sicherheit von Cabotegravir als PrEP zu gewinnen, berichtet das NIAID. Parallel dazu läuft mit HPTN 084 eine Studie, in der Cabotegravir als PrEP bei Frauen getestet wird. (mal)
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Lieber-ab-und-an-eine-PrEP-Spritze-statt-taeglich-Tabletten-schlucken-411085.html?utm_term=2020-07-09&utm_source=email&utm_medium=AEZ_NL_NEWSLETTER&tid=TIDP564196XFE1D506061E84E6482E34B30CE75B49EYI4&utm_campaign=Ihr%20%c3%84rzte%20Zeitung-Newsletter%20vom%20[rundate]